20 Minuten überragend – Dann die Linie verloren
| 20. Apr 2015

Der Beginn war verheißungsvoll. Trotz der personellen Probleme brachten die Mindener eine nominell mehr als anständige Drittliga-Sieben auf die Platte. Max Hösl auf Linksaußen, im Rückraum Christopher Kunisch, Jannik Jungmann sowie Lucas Schneider und auf dem rechten Flügel Artjom Antonevitch. Den Part am Kreis übernahm Nils Torbrügge aus dem Bundesliga-Kader und zwischen den Pfosten begann Moritz Krieter.

Schnell zeigte sich, dass die Dankesrer den Schwung aus der knapp verpassten Sensation gegen Eintracht Hagen mitnehmen wollten. Die 3:2:1-Defensive arbeitete vorbildlich. Torbrügge auf der Spitze nahm den Soester Spielmacher und Torschützen vom Dienst, Torben Voss-Fels, weitestgehend aus dem Spiel. Das sorgte dafür, dass Max Loer und Yannick Eckervogt auf den Halbpositionen nicht so richtig zur Entfaltung kamen.

In der Offensive lief der Ball gegen die 6:0-Formation der Gäste flüssig und die sich bietenden Chancen wurden konsequent genutzt, so dass die Weserstädte sich ab dem 2:3 (3. Minute) bis zur 15. Minute auf 9:6 lösen konnten. Auch die Auszeit von Gäste-Trainer Dirk Lohse konnte den GWD-Lauf nicht stoppen, obwohl der STV seine Abwehrformation auf eine 5:1-Variante mit Eckervogt als Vorgezogenen umstellten. Der kümmerte sich vermehrt um Kunisch im linken Rückraum. Jungmann nutzte den sich nun bietenden Raum zu zwei erfolgreichen Durchbrühen über die Rückraum-Mitte und führte GWD so zu einer komfortabel erscheinenden 14:8-Führung. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt leisteten sich die Gastgeber einige leichtsinnige Abschlüsse und verpassten es, frühzeitig den Sack zuzumachen. „Bis dahin haben wir unser Konzept sehr gut durchgebracht. Dann haben wir uns vielleicht zu sicher gefühlt. Im Anschluss haben wir komplett die Linie verloren“, haderte GWD II-Trainer Markus Ernst nach dem Schlusspfiff. Diese Tatsache wirkte sich im Ergebnis zunächst nicht gravierend aus. In der 26. Minute lagen die Gastgeber noch scheinbar sicher mit 16:12 in Front. Doch in den verbleibenden dreieinhalb Minuten bestraften die „Schlüsselträger“ die GWD-Unzulänglichkeiten mit einem 4:1-Lauf.

Nach dem Wechsel zog der amtierende Westfalenmeister an den Mindenern erstmals beim 18:17 vorbei und konnte lange eine knappe Führung behaupten. Im Schlussspurt schien GWD die Begegnung mit einem Kraftakt noch einmal wenden zu können, führte aussichtsreich durch einen vom besten GWD-Schützen Artjom Antonevitch verwandelten Strafwurf zum 31:29 (54.).

Fragwürdige Pfiffe und ein klarer Regelverstoß

Nun griffen das Schiedsrichtergespann in den Verlauf und damit auch indirekt in den Abstiegskampf ein, indem sie das Gros der 50:50-Entscheidungen zu Gunsten der Lohse-Sieben traf. „Ich hoffe, dass sich die Trainer aus Gummersbach, Gladbeck, Duisburg und Wiesbaden sich das Video anschauen. Dann werden sie sehen, dass wir alles gegeben und nicht absichtlich verloren haben“, so Markus Ernst aufgebracht nach dem Spiel. Nichtsdestotrotz müsse man „die Fehler aber auch sich selbst suchen“, hatte der Coach aber auch einen unverstellten Blick auf die eigenen Fehlwürfe, Fehlpässe und Abwehrschnitzer seines Teams.

Der Soester TV – der über die gesamte Spielzeit eine kämpferisch starke Leistung auf die Platte brachte – nutzte diese konsequent aus und kam zum Ausgleich. In den letzten 17 Sekunden entwickelte sich ein wahrer Krimi: GWD konnte bei eigenem Ballbesitz die Partie zu seinen Gunsten entscheiden. Doch ein fragwürdiger Pfiff gegen Christopher Kunisch und damit einhergehend der Wechsel des Ballbesitzes, ermöglichte dem Aufsteiger die letzte Chance auf einen doppelten Punktgewinn. Fragwürdig auch deshalb, weil die Gäste nach der Mindener Auszeit mit einem Mann zu viel auf der Platte agierten. GWD gelang es, die letzte Angriffswelle mit Stop-Fouls erfolgreich zu unterbinden. Auch eine Sekunde vor Schluss, aber die Unparteiischen entschieden auf nicht eingehaltenen Abstand. Ballbesitz Soest, die Uhr ist abgelaufen und Axel Loer wuchtete das Leder von der halblinken Position kurz unten in die Maschen.

GWD Minden: Krieter, Räbiger – Antonevitch 11/5, Kunisch 7, Torbrügge 6, Schneider 3, Jungmann 3, Hösl 1, Knickmeier 1, Ames, Bagats.

cb

Foto: cb