35 Minuten Anlaufzeit
| 30. Nov 2014

„Das war das bisher schlechteste Drittliga-Spiel, das ich gesehen habe“, meinte Gäste-Coach Stefan Bullacher nach Spielende. Und schiebt nach: „Und ich habe in dieser Saison schon sehr viele auf Video gesehen.“ So, wie die Gastgeber über zwei Drittel des Spiels agierten, habe seine Mannschaft nach der 19:13-Führung agiert. Und zwar behäbig, ohne Lauffreude in der Abwehr und fahrlässig im Torabschluss. „Die Fehler, die ich erst bei GWD und dann bei uns gesehen habe“, so Bullacher, „siehst du normalerweise noch nicht einmal in der Bezirksklasse. Die lange Busfahrt ist da keine Entschuldigung. Ohne GWD zu nahe treten zu wollen. Wir hätten, statt mit sechs, mit zwölf Toren führen müssen.“

Sein Gegenüber Markus Ernst brachte die Leistung seines Teams knapper, wenn auch ebenso prägnant auf den Punkt. „Wir haben pomadig agiert. Zu langsam auf den Beinen, zu langsam im Kopf und ohne jeglichen Willen, dagegen zu halten.“ Egal welche Formation Ernst auch probierte. Fast nichts funktionierte. Exemplarisch: Marius Traue – in den vergangenen Wochen ordentlich Gefahr aus dem Rückraum ausstrahlend – warf in der Anfangsphase einige Fahrkarten. Christopher Kunisch – normalerweise mit einer guten Wurfauswahl – nahm sich den ein oder anderen unvorbereiteten Wurf zu viel, die meist zur sicheren Beute von Ladislav Kovalcin wurden.

Einen Fingerzeig, auf welche Art und Weise die Überraschungsmannschaft aus Rheinland-Pfalz solche Fehler bestraft, lieferte Phillip Hamann nach einem Traue-Fehlwurf mit einem in unglaublichen Tempo vorgetragenen Konter und der 1:0-Führung. In der Folge war von der im Vorfeld von Bullacher gelobten GWD -Variabilität („Sie sind zudem in der Lage ist, ganz viele verschiedene Lösungen ihrer Angriffskonzeptionen durchzuspielen.“) bei den Grün-Weißen nicht viel zu sehen. Es regierte Handball der Kategorie Brechstange, der die Gäste-Deckung kaum vor ernsthafte Probleme stellte. Das GWD nicht höher in Rückstand lag, war vor allem der Zweibrücker Fahrlässigkeit bei der Chancenverwertung und den Paraden von Joel Birlehm, der Moritz Krieter ab der 15. Minute im GWD-Tor ablöste, zu verdanken.

Grimmige Miene und ernste Worte

Im zweiten Durchgang dauerte die GWD-Krise noch fünf Minuten an. Philipp Hammann war mit seinem vierten Treffer zum 19:13 für die Gäste erfolgreich. Die Folge: Die wohl entscheidende Auszeit durch Markus Ernst. In der schien grimmig dreinblickende der Coach die richtigen, aufrüttelnden Worte gefunden zu haben.

Fortan spielte nur noch eine Mannschaft: GWD Minden II. Und zwar mit richtig Zug zum Tor, energisch zupackend und lauffreudig in der Abwehr. Erst traf Lucas Schneider vom rechten Flügel aus, dann ließ Julien Knickmeier (Foto) ebenso einen Doppelpack folgen wie Christopher Kunisch. Lediglich Björn Zintel hatte den GWD-Tore-Lauf durchbrochen, der die Gäste in die Auszeit zwang. Nach dieser ließ Zintel noch einen trockenen Stemmwurf in die lange Ecke folgen. Es schien, als wäre das GWD-Feuerwerk erloschen, bevor es so richtig gezündet hatte. Doch der 20:22-Anschlusstreffer von Kunisch ließ in den GWD-Köpfen „das erste Mal den Glauben entstehen, dass wir gewinnen können“, so Ernst, dessen Team drei Minuten später durch Fabian Breuer zum 22:22-Ausgleich kam.

In der Folge agierten die Zweibrücker Löwen zahnlos, GWD zog Tor um Tor davon und hatte nun auch das Glück auf seiner Seite. Marten Frankes Wurf in der 52. Minute kullerte über die Linie, Knickmeier hämmerte – arg bedrängt – einen Distanzwurf unter die Latte (28:24) und traf wenig später nach feiner Einzelleistung halb im Zurückfallen aus schwierigem Winkel in die lange Ecke zum 30:25 (58. Minute). Die Entscheidung.

„Die junge Garde hat es heute an der Seite der Routiniers gerichtet“, befand Markus Ernst. Die junge Garde besteht namentlich aus dem A-Jugend Trio Joel Birlehm als sicherem Rückhalt, Mats Korte als nervenstarkem Strafwurf-Schütze und Fabian Breuer, „der sehr viel Schnelligkeit in unser Spiel gebracht hat“, so Ernst. Dazu der zweikampfstarke Julien Knickmeier. Mit den Routiniers meinte Ernst den immer währenden Kämpfer Sebastian Bagats und Christopher Kunisch, der sich im zweiten Durchgang enorm steigerte.

GWD Minden: Krieter, Birlehm, Räbiger – Gräfe 3, Kunisch 5, Franke 3, Knickmeier 6, Korte 7/6, Breuer 2, Schneider 3, Speckmann, Traue 2, Bagats, Hartwich 1.

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cb