Die Erben des Sportlehrers Fritz Homann Wechselvolle Geschichte des Bundesligisten GWD Minden und des Stammvereins TSV Grün-Weiß Dankersen
| 27. Jun 2014

„Die prägnantesten Dinge in der Geschichte haben sich sicherlich im Handball ereignet“, meint Gerd Buddenbohm, ehemaliger Bundesliga- und Nationalspieler sowie Geschäftsführer des GWD POOL 100. „Besonders der legendäre Sportlehrer Fritz Homann hat in den 50er- und 60er-Jahren viele Handballtalente in der Dankerser Volksschule unterrichtet und gefördert“, erinnert sich Buddenbohm, der sich vor einigen Jahren aufmachte, um die GWD-Historie zu recherchieren. „Ich wollte noch mit so vielen Zeitzeugen wie möglich sprechen, bevor Informationen rund um unseren Verein verloren gehen“, beschreibt Buddenbohm seine Motivation.

Dankerser Sportlehrer erste treibende Kraft

Nachdem Fritz Homann also das Grundgerüst gebaut hatte, errangen die Dankerser 1962 die Deutsche Vizemeisterschaft im Feldhandball und die Westdeutsche Meisterschaft im Hallenhandball, ehe in den darauffolgenden Jahren bis 1970 noch auf dem Feld zwei nationale Titel und sogar zwei Europapokaltriumphe folgen sollten. Unter dem Hallendach qualifizierten sich die GWD-Handballer 1966 durch den Gewinn der OWL-Meisterschaft für die neu geschaffene Bundesliga, in deren Spitzengruppe die Grün-Weißen mitspielen sollten.

1971 gelang den Grün-Weißen, trotz des Abgangs Herbert Lübkings zum damaligen Kreisligisten TuS Nettelstedt, mit dem Double aus der Deutschen Feld- und Hallenhandball-Meisterschaft ein bis heute einzigartiger Doppeltriumph.

Nachdem der Feldhandball aufgrund der Attraktivität der Hallenvariante zum Opfer fiel und einschlief, wurde die Erfolgsgeschichte unter dem Hallendach fortgeschrieben. Die „goldenen Siebziger“ brachten neben vielen Spitzenplatzierungen insgesamt sechs nationale Titel in der Liga, dem DHB-Pokal sowie im Nachwuchsbereich.

Den Höhepunkt stellt das Erreichen des Finales im Europapokal der Pokalsieger unter Trainer Hannes Sulk 1976 dar. Doch der Triumph blieb Niemeyer, Buddenbohm und Co. verwehrt. Denn das damalige Management verkaufte das Heimrecht an den spanischen Gegner BM Granollers, sodass das Endspiel in Barcelona unter widrigen Bedingungen stattfand.

„Die Spanier vollführten da allerhand Mätzchen“, erinnert sich Buddenbohm zurück. Trotzdem entwickelte sich ein enges Spiel, in dem Spielmacher Gerd Becker in letzter Sekunde beim alles entscheidenden Wurf am spanischen Keeper scheiterte. „Wir ärgern uns heute noch über den Verkauf des Heimrechts. Zu Hause waren wir unschlagbar“, erzählt Buddenbohm. Im Gegensatz zu den damaligen Konkurrenten VfL Gummersbach und TV Großwallstadt in der nationalen Spitze blieb den Dankersern somit ein europäischer Hallen-Titelgewinn versagt.

Kollaps in letzter Sekunde abgewendet

Nach der darauffolgenden Saison 1976/77 war der Frust darüber zwar noch nicht verflogen, aber GWD feierte durch einen in der letzten Sekunde verwandelten Strafwurf die Deutsche Meisterschaft. Nach einer kurzen titellosen Zeit sprang 1979 der DHB-Pokalsieg unter dem jungen Trainer Horst Bredemeier heraus.

In den 80er-Jahren stürzte GWD in die Zweitklassigkeit, dümpelte nach zwei Wiederaufstiegen nur im Mittelfeld der Bundesliga herum. Nach dem zweiten Abstieg sollte es neun Jahre dauern, bis in Minden wieder Erstliga-Handball zu bejubeln war. Aber der Verein übernahm sich finanziell bei dem Bestreben, sich wieder in der Beletage zu etablieren. Der Lizenzentzug drohte. Nur durch das stringente Einhalten eines Entschuldungskonzeptes konnte der Klub in den 90er- Jahren das Überleben sichern.

Ein weiterer Erstliga-Abstieg 2010 war fast unausweichlich. Nach dem Aufstieg 2012 ist GWD unter Trainer Goran Perkovac auf dem besten Weg, sich wieder in der „stärksten Liga der Welt“ zu etablieren.

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