Nur einmal geführt
| 24. Nov 2015

Das hochmotivierte Team des TuS 97 war, angetrieben durch die lautstarke Heimkulisse, vorm Start weg die wesentlich agilere Mannschaft und drückte voll aufs Tempo. Schläfrig und beeindruckt von der Lautstärke in der Halle lieferten die Grün-Weißen in der ersten Halbzeit ihre schwächste Leistung der bisherigen Saison ab. Folglich lagen die Mindener bereits nach 15 Minuten mit 8:2 zurück. Auch die frühen personellen Wechsel vermochten dem Spiel keine entscheidenden Impulse geben.
Langsam im Spiel angekommen vermochte der Gast lediglich über 10:6 den Spielstand bis zur Pause auf 12:8 zu verkürzen.

In der Kabine angekommen brach erst einmal Kurz der Frust über die gezeigte Leistung hervor. Danach schickte Trainer Moritz Traue sein Team in den Duschraum, damit sich die Spieler mit ein bisschen kaltem Wasser im Gesicht aufwecken sollten. Erfrisch und mit kühlem Kopf setzte sich das Team nun zusammen, schwor sich auf die eigenen Stärken ein und schmiedete einen Plan für die zweite Halbzeit.

Auf der Platte angekommen zeigten sich zunächst einmal weiter die Jöllenbecker als starker Gegner. Begünstigt von einigen Pfiffen setzte sich der Gastgeber nach 29 Spielminuten auf 15:9 ab. Der TuS 97 schien das Spiel völlig im Griff zu haben.

Doch Minden kam zurück, wie Phönix aus der Asche. Durch die Hereinnahme, des körperlich herausragen veranlagten C-Jugend Spielers, Lennart Wall und gestütz auf die, mit 13 Paraden in der zweiten Halbzeit, herausragende Torwart-Leistung von Cedric Dehme war die mindener Defensive plötzlich praktisch unüberwindbar. Mit einem 5:0-Lauf war 15 Minuten vor dem Ende beim 15:14 die Party wieder völlig offen.
In der Folge entwickelte ein offenes Spiel in dem Bielefeld fortlaufend ein bis zwei Tore in Front lag. Dies änderte auch die Auszeit des Heimteams Mitte des zweiten Durchgangs nicht.
Als 10 Minute vor Ende des Spiels der TuS 97 plötzlich wieder mit vier Toren führte stellte Coach Traue die Mindener Abwehr entscheidend um. Ilyas Badi wurde abgeordnet, den Jöllenbecker Entscheidungsgeber und Spielmacher Dominic Wehmeyer mit einer Einzelmanndeckung aus dem Spiel zu nehmen. Dieser taktische Kniff zeigte eine enorme Wirkung und die Grün-Weißen holten Tor um Tor auf.

90 Sekunden vor Spielende glich Mindens Ilyas Badi beim 21:21 das erste Mal seit dem 1:1 das Spiel wieder aus. Unbeirrt griff das Heimteam im Gegenzug an und traf zur erneuten Führung des Gastgebers, doch abermals glich Badi blitzartig aus. Und nun stand die Dankerser Abwehr wie eine Wand zusammen und wehrte den Jöllenbecker Angriffsversuch erfolgreich ab. 21 Sekunden vor Spielende legte Traue die Grüne Karte. Das Team kam zusammen und besprach den letzten Angriff, der verletzte Jannik Ames und der als Unterstützung mitgereiste B1-Spieler Devon Ossenfort gaben letzte hilfreiche Tipps. Zwar überrasche Bielefeld mit einer doppelten Manndeckung gegen Mindens Haupttorschützen Mika Klapdor und Florian Stallmann, doch das GWD-Team behielt die Übersicht.

Den sich ergebenen Raum nutzte Keanu Reimler und legte für den freistehenden Lennart Wall auf. Den freien Wurf brachte Wall gekonnt im Bielefelder Tor unter. Doch noch waren einige Sekunden auf der Uhr, Jöllenbeck lief eine schnelle Mitte und kam noch einmal über Linksaußen zum Wurf. Doch der Respekt vor dem starken Cedric Dehne war zu groß und der Ball verfehlte sein Ziel.

Als sofort nach diesem letzten Wurf die Spielzeit vorbei war, gab es bei den Grün-Weißen kein Halten mehr, alle Spieler und Betreuer stürmten auf das Spielfeld, bildeten eine Traube und feierten ihr „Helden“ Wall und Dehne. Es war kein gutes Spiel an diesem Tag gewesen, doch eine überragende kämpferische Leistung des Teams, das nur ein einziges Mal im ganzen Spiel geführt hat, ermöglichte den emotionalsten Sieg der bisherigen Saison. Und so machten sich die Grün-Weißen mit ihren Bullis laut und ausgelassen singend und mit 18:0 Punkten im Gepäck auf den Rückweg nach Minden.

Für GWD spielten: Dehne (22 Paraden) – Klapdor 9, Stallmann 7/3, Badi 4, Wall 2, Reimler 1, Marschke, Bernhard, Thoß, Brandhorst, Watermann.

Text: Moritz Traue
Foto: Christian Bendig