Top-Favorit gibt in Dankersen seine Visitenkarte ab
| 18. Sep 2015

Vor dem Duell gegen einen der Favoriten der West-Staffel – die HSG Krefeld – müsste das Selbstvertrauen bei den Weserstädtern also groß sein. Doch die Seidenstädter sind vom Papier her nicht die Kragenweite der Grün-Weißen. Ein Sieg käme doch zumindest einer Überraschung gleich. „Dafür müssten wir schon eine absolute Top-Leistung abrufen“, ist sich Ernst deshalb sicher. Personell sieht es bei den Mindenern zudem nicht ganz so rosig aus. Mit Fabian Hartwich und Pascal Kern fehlen wahrscheinlich zwei körperlich präsente Spieler. Ihr Einsatz entscheidet sich erst kurzfristig. Beide konnten unter der Woche wegen Krankheit nicht am Training teilnehmen.

Auch wenn die Dankerser in der zurückliegenden Saison vor heimischen Anhang knapp die Oberhand behalten konnten und in Krefeld nur knapp unterlagen. Doch diese Begegnungen zählen nicht mehr: Erst Recht, weil bei GWD II drei damalige Leistungsträger ihre Tore nun in der zweiten Liga werfen und zum anderen, da die HSG zu dieser Zeit eine kleine Krise durchlebte. „Zwei Verletzungen können ein ganzes Gebilde zum Einstürzen bringen“, sagte Krefeld-Caoch Olaf Mast der Handballwoche im Rückblick auf die Spielzeit 2014/15. Und eben jene Verletzungen waren dafür verantwortlich, dass die Krefelder vom guten dritten Tabellenlatz ins Mittelfeld durchgereicht worden sind.

In dieser Serie ist der Krefelder Kader, der ohnehin schon stark besetzt war, noch einmal erheblich aufgewertet worden. Stefan Nippes kam aus Emsdetten und teilt sich die Torhüterposition mit Philip Ruch und bildet ein starkes und vor allem von den Spielstilen her unterschiedliches Duo. Mit Marcel Görden wechselte der stärkste Kreisläufer der Liga von Korschenbroich in die Bayer-Stadt. Und über die Qualitäten des aus Ferndorf gekommenen David Breuer muss nicht mehr viel gesagt werden. Dazu angelte man sich von Absteiger Rheinhausen den wurfgewaltigen Michael Heimannsfeld. „Wir haben aus unseren Möglichkeiten das Optimum an Neuverpflichtungen herausgeholt“, so Mast, der trotz starker Vorbereitungsergebnisse mit ansehen musste, wie sein Team am ersten Spieltag überraschend in Fredenbeck 20:29 verlor. Danach steigerte sich der Liga-Favorit mit dem ungefährdeten 24:18-Erfolg in Varel. Am vergangenen Wochende scheint der Knoten dann endgültig geplatzt zu sein. Mit zehn Treffern Differenz wurde der ebenfalls hoch eingeschätzte Neusser HV bezwungen. Und das vor einer stattlichen Kulisse von 500 Zuschauern.

Am Sonntagnachmittag müssen die Krefelder auf solch eine Kulisse verzichten. Bekanntlich bleiben in Dankersen die Ränge (leider) leer. Die Rheinische Post machte in ihrer Donnerstagsausgabe die frühe Anwurfzeit dafür verantwortlich. Im Allgemeinen ist festzuhalten, dass jede Zweitvertretung eines Bundesligisten vor leeren Rängen spielt. „So wie uns heute die tolle Kulisse gepusht hat, so werden wir uns beim nächsten Spiel in Minden selbst motivieren müssen“, hatte HSG-Trainer gegenüber der RP nach dem Sieg gegen Neuss gesagt. Aber letztlich gilt für Mast: „Alles egal. Wir wollen unseren guten Lauf fortsetzen und bauen vor allen Dingen wieder auf unsere gute Abwehr.“

Text: Christian Bendig

Foto: Christian Bendig