Veröffentlichung: 27. Dezember 2023
Dieter „Jimmy“ Waltke, Weltmeister 1978 im Team von Bundestrainer Vlado Stenzel (89), vollendete am Dienstag, 26. Dezember 2023, sein 70. Lebensjahr. Der Linksaußen bestritt insgesamt 76 Länderspiele in der Nationalmannschaft und erzielte dabei 118 Tore.
Dieter, den alle wegen seiner Haarpracht, die an Waltkes Musik-Idol Jimmy Hendrix (1942-1970) erinnert, nur „Jimmy“ nennen, wurde im ostwestfälischen Hille (Kreis Minden-Lübbecke) geboren, wo er auch heute noch mit seiner Familie lebt. Der pensionierte Oberstudienrat mit den Fächern Sport und Geschichte wechselte als Sprinter aus der Leichtathletik erst mit 16 Jahren zum Handball beim TV Hille, wo er rasch mit seiner Schnelligkeit vor allem bei Gegenstößen glänzen konnte.
Ganz schnell, aber dennoch überraschend verlief auch sein Weg in die Nationalmannschaft: Deren B-Kader trat nämlich 1975 zu einem Trainingsspiel in Lübbecke gegen eine Kreisauswahl an. Jimmy war dabei und traf zwölfmal, woraufhin ihn Vlado Stenzel sofort für das nächste Spiel des B-Kaders wenige Tage später in Dänemark berief. Im gleichen Jahr wechselte Waltke zum Bundesligisten TSV Grün-Weiß Dankersen (heute GWD Minden), bevor er 1979 zum Rivalen TuS Nettelstedt (heute TuS N-Lübbecke) weiterzog.
Mit Dankersen wurde er einmal Deutscher Meister (1977) und ein Jahr davor Vize-Meister, ferner zweimal Deutscher Pokalsieger (1976 und 1979) sowie 1976 Vize-EHF-Europapokalsieger. Seinen größten Erfolg in Nettelstedt feierte er als Mannschaftskapitän 1981 mit dem Gewinn des DHB-Pokalsiegs und als Europapokalsieger im Finale mit Hin- und Rückspiel gegen des SC Empor Rostock (auswärts 16:18 und dann 17:14 in der Kreissporthalle Lübbecke). Von 1985 bis 1990 ließ Jimmy Waltke seine Karriere als Spielertrainer beim TV Hille ausklingen und schaffte mit dem Team den zweimaligen Aufstieg von der Verbandsliga in die damalige Regionalliga West.
Und was bleibt uns von Jimmy Waltke als DHB-Nationalspieler bis heute am meisten in Erinnerung? Natürlich sein Vier-Minuten-Auftritt im WM-Finale von Kopenhagen am Sonntag, 5. Februar 1978 – und der geht so: Das sowjetische Team galt als unschlagbar und ging als haushoher Favorit in das Endspiel in der mit 7.000 Zuschauern (darunter 2.000 Deutsche) ausverkauften Bröndby-Halle in Kopenhagen. Beim Stande von 13:12 für das DHB-Team in der 38. Minute wechselt Bundestrainer Stenzel auf eine offensive Deckungsformation und bringt Waltke erstmals bei dieser WM (!) für Arno Ehret (70) auf Linksaußen.
Jimmy trifft gleich beim ersten Ballkontakt nach Anspiel von Erhard Wunderlich (1956-2012) zum 14:12. Eine Minute später folgt dann nach Doppelpass im Gegenstoß mit Heiner Brand (71) der Treffer zum 15:12 von Waltke. Sein drittes Tor in Folge zum 16:12 markiert er beim nächsten Angriff nach Einlaufen von Linksaußen dann aus dem Rückraum. Damit hatte Dieter Waltke mit der Trikot-Nummer 5 sein „Vier-Minuten-WM-Werk“ (gleichsam: den Handball-Geniestreich seines Lebens) als „Hattrick“ erledigt. Der Joker Jimmy durfte danach sofort wieder auf der Auswechselbank Platz nehmen und kam nicht mehr zum Einsatz … Endstand: 20:19 (11:11) für das DHB-Team mit Waltke als Weltmeister: „Was wäre wohl passiert, wenn ich mehr als vier Minuten gespielt hätte? Hätten wir dann auch gewonnen?“, erinnert sich Waltke heute mit einem nachdenklichen Schmunzeln an das WM-Finale 1978.
Noch mit über 65 Jahren spielte der Jubilar in der GWD-Traditionsmannschaft; fit hält er sich auch mit 70 Jahren weiterhin mit Radfahren und Tennisspielen: „Wir beglückwünschen Jimmy Waltke sehr herzlich zum 70. Geburtstag und danken ihm für alles, was er für den deutschen Handball geleistet hat“, gratuliert DHB-Präsident Andreas Michelmann im Namen der Handballfamilie.
© Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
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