Veröffentlichung: 15. Mai 2023
Lebensrettende Diagnose im Vip-Raum – „Doc“ Sander prägte GWD nicht nur als Teamarzt
Das Frühjahr 1999 hatte es in sich. Etliche Spieler des Handball-Bundesligisten GWD Minden zogen sich üble Verletzungen zu. Talant Duschebajew, Frank Löhr, Aaron Ziercke, Aleksandr Tutschkin und Frank von Behren gehörten zu den Patienten von Dr. Karl-Friedrich Sander. „Er gehört in dieser Saison zu unseren wichtigsten Akteuren“, meinte Manager Horst Bredemeier damals.
Seinen wohl bedeutendsten Einsatz hatte der Mediziner, den alle nur „Charles“ riefen, am 16. Februar. Nach dem 30:21-Derbysieg gegen den TuS Nettelstedt klagte GWD-Profi Martin Frändesjö nach einem Zusammenstoß über Schmerzen. Noch im Vip-Raum der Kampa-Halle entschied Sander: Der schwedische Linksaußen kommt sofort ins Klinikum. Dort wurde ein Milzriss festgestellt und notoperiert. Sander hatte Frändesjö das Leben gerettet.
Feines medizinisches Gespür, Kompetenz, Herzenswärme und große Hingabe für seine Patienten zeichneten den lebensfrohen und charmanten „Doc“ aus, der als Ur-Dankerser dem Handball und GWD eng verbunden war. 1984 übernahm er die Betreuung der Profi-Mannschaft. Etwa 30 Jahre blieb er. Zur Diagnose gab es immer ein launiges Wort oder eine kleine Geschichte dazu.
Sander gehörte zum inneren Kreis, zum Kern von GWD. Mit Gerhard „Zahni“ Müller und Arthur Brand sorgte er sich um mehr als nur das medizinische Wohl des Teams und gestaltete nebenbei „Raum B“ in der Kampa-Halle zum geheimnisumwitterten Rückzugsort. „Für zwei Punkte tun wir alles“ – für dieses Motto stand Sander, bis er im Juni 2016 mit dem Wiederaufstieg des Teams um Dalibor Doder in die Bundesliga seinen Abschied nahm. Nun nimmt die GWD-Familie Abschied von ihrem „Charles“: Dr. Karl-Friedrich Sander starb in dieser Woche im Alter von 73 Jahren.
© Mindener Tageblatt – Riechmann
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