GWD-Duo peilt WM-Halbfinale an
| 04. Aug 2015

Kurz vor Abreise zu den beiden finalen Testspielen gegen Brasilien in Herrenberg und Öhringen traf sich das GWD-Duo noch einmal mit der gwd-online-Redaktion und plauderte über die vergangene Saison, Verletzungen und die Aussichten bei der WM.

Auf den ersten Blick scheint es ungewöhnlich, wenn ein gebürtiger Bad Salzuflener in Minden bei GWD spielt und nicht beim lipperländischen Platzhirschen TBV beziehungsweise Handball Lemgo. „Meine ganzen Kumpels sind damals zum TBV gegangen und ziemlich zügig wieder zurück gekommen“, erinnert sich Birlehm an seine C-Jugendzeit zurück. „Also habe ich mich dann für GWD entschieden und bin zum zweiten C-Jugendjahr hier hin gewechselt.“ Zwar werde er jedes Jahr zur Bad Salzuflener Sportgala, bei der er „immer ein Badehandtuch und einen Gutschein geschenkt“ bekommt, eingeladen. Aber ein Wechsel zurück stand nie zur Debatte. Auch wenn es des Öfteren Anfragen gab.

Folgerichtig unterschrieb der Keeper einen Profivertrag bei GWD. Auch wenn die Einsätze erst einmal im Drittliga-Team angedacht sind. Und in den wichtigen Spielen in der A-Jugend. „Die ist dieses Jahr durch die aufrückenden Jungs aus der B1, der A2 und dem letztjährigen A1-Stamm so stark, dass wir nach der West-Meisterschaft und dem DM-Viertelfinale da wieder etwas erreichen können.“ Etwas erreichen will er auch bei der WM. „Ich habe bis jetzt nicht wirklich was gewonnen“, bedauert der Bessel-Abiturient. Deswegen wäre eine Medaille „ein Traum“, und vor allem auch „die Belohnung für die harte Arbeit der letzten Jahre. Denn Handball hat vor anderen Interessen immer Vorrang. Man verzichtet auf viel.“

Hart arbeiten musste auch sein Kompagnon Michalczik. Erst eine verschleppte Schulterverletzung in Folge falschen Krafttrainings. Dann ein komplizierter Fingerbruch im Spiel gegen TuSEM Essen verhagelten dem Blondschopf gehörig die Saison, die verheißungsvoll mit starken Leistungen im Drittliga-Team begonnen hatte. „Das mit dem Finger war Pech. Die Schultersache geht auf meine Kappe.“ Und die Schulterbeschwerden brachen wieder auf. Spielen ging nicht, Training mit Ball nur bedingt. Daher stand ein viermonatiges Aufbautraining mit Philipp Rösler, dem Physiotherapeuten der Profis, auf dem Plan. Die Schulter war also wieder „geölt“, aber der Fingerbruch hätte beinahe neben der WM auch das Abitur gekostet. „Schlaflose Nächte“ hatte A-Jugendcoach Sebastian Bagats, im Hauptberuf Lehrer, deswegen. „Gips ab und dann habe ich den Stift mit zwei Fingern gehalten. Irgendwie ging es“, erinnert sich der aus Ahlen zu GWD gewechselte Rückraumspieler, der in der Heimat pressetechnisch als „große Nummer“ bezeichnet werden kann. Erst recht nach der WM-Nominierung. „Der Bundestrainer hat mir immer versichert, dass ich eine Chance bekommen werde, wenn ich fit bin. Dass es so gut klappen würde, ist natürlich toll.“

In Jekaterinenburg trifft die DHB-Auswahl in der Vorrundengruppe B auf Spanien, Norwegen, Deutschland, Ägypten, Island, Venezuela. Zu den Turnierfavoriten zählt Birlehm neben Dänemark, Frankreich vor allen Ungarn und Slowenien. „In Slowenien und Ungarn spielen viele Jugendnationalspieler bereits in der ersten Liga, da die nicht so stark ist wie die deutsche und Talente dort viel einfacher integriert werden können. Von daher haben sie uns gegenüber schon einen gewissen Vorteil.“ Trotzdem hat Trainer „Blacky“ Schwarzer unlängst das Halbfinale als Ziel ausgegeben.

Das verpassten Birlehm und Co. im vergangenen Jahr bei der Jugend-Europameisterschaft in Polen. „Das war ganz bitter. Wir waren fast durch und schenken gegen Frankreich in fünf Minuten einen Acht-Tore-Vorsprung her. Das bleibt hängen und war bei Lehrgängen auch immer wieder Thema.“ Danach sei die Luft raus gewesen und am Ende sprang lediglich der siebte Rang raus. Bei der WM soll es nun definitiv besser werden.

Text: Christian Bendig
Foto: privat