„Es geht gleich knallhart los“
2. Herren Handball | 02. Sep 2016

Einen Tag vor dem Saisonstart in der 3. Liga West bei der Ahlener SG spricht GWD Minden II-Trainer Markus Ernst über die starke Vorsaison und wagt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit, in der sein Team vor einer harten Bewährungsprobe liegt. Das Hauptaugenmerk wird wieder auf dem frühzeitigen Klassenerhalt liegen.

Hallo Markus, bevor morgen für Euch der Startschuss in die neue Serie fällt, wollen wir einen kleinen Blick zurück werfen. Mit dem vierten Tabellenplatz in der Endabrechnung konnte man nicht rechnen, oder?

„Ja, ich denke Platz vier war ein Ergebnis, dass man so nicht voraussagen konnte. Vorher waren wir Neunter. Das sind immerhin fünf Plätze weiter nach oben. Ich glaube nicht, dass man das erwarten konnte, weil wir ja viele Verletzungen hatten. Wie zum Beispiel die von Marius Traue, der mehr oder weniger die komplette Saison ausgefallen ist. Wir haben als Mannschaft extrem gut zusammen gearbeitet. Auch mit den Spielern, die aus der A-Jugend hinzukamen. Da gab es keinen Qualitätsunterschied und es passierte auch nicht, dass die Räder nicht ineinander gegriffen haben. Der Übergang war extrem flüssig und fließend. Das war ein wichtiger Grund, warum wir so eine gute Saison spielen konnten. Aber Platz vier war schon nicht normal für eine zweite Mannschaft, sondern deutlich über Niveau. Das muss man einmal festhalten.

Woran liegt das, dass bei GWD II die A-Jugendlichen so gut funktionieren und Du die Mannschaft ohne Reibungsverluste aufs Feld schicken kannst?

Zum einen daran, dass wir mit Sebastian Bagats einen sehr guten A-Jugendtrainer haben und zum anderen, dass mit Dietmar Molthahn ein Koordinator dabei ist, der eine super Arbeit macht. Und das wir sehr oft zusammen trainieren. Oft auch zwei Mal in der Woche und die Spielzüge sind auch die gleichen. Die Laufwege sind bekannt. Das muss man dann unter Druck nur abrufen. Und je höher die Wiederholungszahl ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass man das unter Stress und Wettkampfbedingungen abrufen kann. Das sind die entscheidenden Bausteine.

Apropos Drucksituation. Die meisten knappen Spiele habt ihr in der vergangenen Saison gemeistert?

Wir haben oft knapp mit einem Tor gewonnen. Viele Spiele aber auch nur unentschieden gespielt. In jedem Fall waren wir in diesem Punkt besser, als in dem Jahr zuvor. Da haben wir viele enge Spiele noch verloren. Das ist ein Lernprozess und ich hoffe, dass wir in dieser Saison in engen Spielen noch souveräner auftreten und agieren. Das ist sehr wichtig, wenn wir am Ende nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben möchten.

Die 2. Mannschaft ist immer auch eine Entwicklungsmannschaft. Wo siehst die nächsten Entwicklungsschritte?

Ich denke, dass sich Spieler wie Mats Korte, Tim Wieling, Marian Michalczik und Joel Birlehm, die jetzt erst bei den Profis im Kader sind und dort die komplette Vorbereitung mitgemacht haben, sind eine gute Bestätigung dafür, dass wir hier sehr gute Arbeit leisten. Das werden wir weiter versuchen, die Spieler, die gerade aus der A-Jugend hoch kommen, noch näher an die Bundesliga heranzuführen.

Kommen wir auf die anstehende Saison. Trotz vieler Vorbereitungsspiele und einiger Turniere ist es sicher schwer, eine Prognose abzugeben? Aber gibt es einen Bereich in der Tabelle, den man als Ziel ausgeben kann?

Wir haben letztes Jahr schon nicht kommuniziert, welchen Platz wir erreichen wollen. Das werden wir auch dieses Jahr nicht tun. Das macht gar keinen Sinn, weil bei uns die Situation jeden Tag eine komplett andere ist. Das heißt, ich habe mal vier Spieler im Training, mal sieben, mal elf. Da kann man selten seriös planen. Da ist es Blödsinn, ein konkretes Ziel auszugeben. Es wird extrem schwierig für uns. Wir hatten wieder viele Verletzte. So war das keine klassische Vorbereitung, wie es andere Teams in der 3. Liga haben. Zudem denke ich, dass die Liga extrem stark geworden ist. Vielleicht die stärkste 3. Liga aller Zeiten und im Vergleich zu den drei anderen Staffeln auch vielleicht die stärkste. Mit Eintracht Hagen und Bayer Dormagen sind zwei Zweitliga-Absteiger dazu gekommen. Es ist keines von den drei Spitzenteams aufgestiegen. Und die beiden Aufsteiger Langenfeld und Ahlen haben eine hohe Euphorie. Ich glaube, die können auch eine gute Rolle spielen. Dazu kommt noch Neuss die dauerhaft aufrüsten. Und Leichlingen und Krefeld haben sicher in diesem Jahr Aufstiegsambitionen. Das macht in einem 16er Fed schon sechs Teams, die um den Aufstieg spielen wollen. Das macht es für den Rest extrem schwer.

Was sind die Schlüsselfaktoren, um in diesem Jahr erfolgreich zu sein?

Wir tun gut daran, von Spiel zu Spiel zu denken. Anders können wir das nicht machen. Wir müssen als Mannschaft wieder so gut zusammenarbeiten. Das wir uns sowohl auf dem Platz als auch außerhalb extrem helfen und eine hohe Kooperation haben. Wenn uns das gelingt, dann sind wir eine sehr unangenehme Mannschaft für viele Teams. Gelingt uns das nicht, wird es eine ganz, ganz schwere Saison.

Wer sind die Schlüsselspieler im Team?

An dem Kern hat sich mit Christopher Kunisch, Jannik Jungmann und Max Hösl erst einmal nichts geändert. Bei denen, weiß ich, welche Mentalität die haben. Wir haben auch einige Leute dazubekommen. Zum Beispiel Oliver Tesch, der schnell in eine Führungsrolle bei uns hineinwachsen kann und auch bereit ist, die zu übernehmen. Ich denke, dass wir über einen Kern verfügen, der in der wichtigen Phase eines Spiels die richtigen Entscheidungen treffen kann und die jüngeren Spieler mitziehen kann. Trotzdem müssen wir das wieder aufs Neue beweisen. Es geht bei null und gleich knallhart los. Morgen spielen wir beim Aufsteiger in Ahlen. Dann haben wir Dormagen, Hagen, und Neuss. Wenig später dann hintereinander Leichlingen und Krefeld. Da muss sich dann auch zeigen, dass wir uns nach zwei verlorenen Spielen wieder daraus ziehen können. Aber da bin ich guter Dinge.

Text und Foto: cb